Der Streit um Skype – Warum sich Microsoft, Google, Apple und Facebook um den Online-Telefondienst balgten

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Der Streit um Skype – Warum sich Microsoft, Google, Apple und Facebook um den Online-Telefondienst balgten
roi.team

Juli 2003 – die Geburtsstunde eines damals noch völlig unbekannten und utopisch scheinenden Projekts, das aber innerhalb kürzester Zeit einen erheblichen

Beitrag zur derzeitigen Revolution in Kommunikation und Telefonie leistete: Skype.
Der Online – Telefondienst ermöglichte erstmals kostenloses Telefonieren zwischen Skype-Kunden über das Internet. Im Laufe der Jahre wurden Programm und Dienstleistung jedoch erheblich verbessert und weiterentwickelt, wodurch heute auch gebührenpflichtige Gespräche ins Fest- oder Mobilfunknetz oder deren Empfang möglich sind.

Dabei trifft Skype genau den Nerv der heutigen Zeit: Die Kommunikationsbedürfnisse der Menschen bzw. Konsumenten verändern sich stetig in Richtung einfacher, virtueller und kostengünstiger Plattformen. Jeder möchte einfach und schnell mit Familie und Freunden in der ganzen Welt kommunizieren; Skype bietet dafür als erste Plattform einen Dienst, der benutzerfreundlich und kostengünstig genutzt werden kann. Über 650 Millionen registrierte Nutzer konnte die Skype-Plattform deshalb im Dezember 2010 bereits vorweisen, 145 Millionen sind dabei monatlich aktive Nutzer. Das Problem: Nur ein Bruchteil der monatlichen User nutzt auch kostenpflichtige Dienste (ca. 6%).

Doch warum balgten sich Microsoft, Google, Apple, Facebook und weitere internationale Konzerne um den Online – Dienst? Auf den ersten Blick geht es um rein wirtschaftliche Aspekte: Skype bringt einen jährlichen Umsatz von 860 Mio. US-Dollar (2010) mit und ist ein profitables Unternehmen. Das noch ungenutzte Potential der User, die noch keine kostenpflichtigen Dienste nutzen, ist enorm, wenn es Microsoft gelingen sollte den Anteil dieser User von ca. 6% zu steigern.
Für Microsoft handelt es sich aber gleichzeitig um eine Verstärkung seines schwächelnden Internet- und Mobilfunk-Geschäfts; der Konzern fährt den Großteil seiner Gewinne bisher über seine Betriebssysteme und Office-Programme ein, während die sonstigen Bereiche zurückgeblieben sind. Skype soll diesem Problem nun entgegenwirken und als neue Geschäftseinheit als Schnittstelle zwischen den einzelnen Microsoft-Diensten (Xbox, Outlook, Lync, usw.) fungieren.

Der Hauptgrund für den Kampf um Skype und die daraus folgende Übernahme durch Microsoft um 8,5 Milliarden Dollar ist aber in meinen Augen eine völlig andere: Es gibt heute unzählige Dienste und Plattformen im Internet, über die der User kommunizieren kann. Über Skype wird mit Familie und Freunden aus aller Welt telefoniert, über Facebook teilt man Videos und Fotos, der MSN Messenger wird zum chatten mit Freunden benutzt, auf Ebay ersteigert man jegliche Wunschobjekte, Google ist die Suchmaschine par excellence und auf LinkedIn oder Xing pflegt und knüpft man neue Geschäftskontakte. Doch bei einer Verwendung auch nur einiger dieser Dienste wird der User mit verschiedenen Systemen, Nutzungsanforderungen und Programmen konfrontiert. Für jede dieser Plattformen ist es deshalb notwendig möglichst viele Dienste zu vereinen, um die Bedürfnisse der Konsumenten in einem Zuge zu erfüllen und somit stärker an sich zu binden. Der Konkurrenzkampf zwischen den Plattformen wird immer stärker, der Platz für dieselben immer kleiner. Nur wer möglichst viele Nutzer an sich binden kann, wird auch weiterhin Gewinne einfahren und überleben können.

Für Microsoft ist deshalb eine Übernahme von Skype primär als notwendige strategische Handlung zu sehen, um einen entscheidenden Schritt in Richtung Komplettlösung für den Konsumenten bzw. User zu machen. Da Microsoft in den letzten Jahren nämlich eine erhebliche Anzahl von Nutzern verloren hat, die aufgrund besserer Angebote und kompletterer Lösungen zu anderen Plattformen abgewandert sind, rechtfertige dies auch den utopischen Kaufpreis von 8,5 Milliarden US-Dollar. Die Übernahme war für Microsoft somit absolut notwendig, um im Internet- und Mobilfunk-Geschäft nicht noch weiter abzurutschen; Microsoft braucht Skype, koste es was es wolle.

Quellen:

Wikipedia

www.focus.de

www.spiegel.de

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Eine Antwort zu “Der Streit um Skype – Warum sich Microsoft, Google, Apple und Facebook um den Online-Telefondienst balgten”

  1. Cheryl Lowell sagt:

    Sehr guter Artikel. Weiter so.

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